Dienstag, 11. September 2012

< Rezension > Dustlands - Die Entführung







Seiten: 511
ISBN: 9 783841 421425
Verlag: FJB
Preis: € (D) 16,99

Über den Autor:

Moira Young, geboren und aufgewachsen in British Columbia im Westen Kanadas, hatte als Schauspielerin und Opernsängerin viele Engagements in Kanada und Europa, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Bath, England. "Dustlands-Die Entführung" ist ihr erster Roman.

Klappentext:

"Sie nennen mich den Todesengel.
Weil ich noch nie einen Kampf verloren habe."

Saba wächst am einsamen Silverlake auf, in einer Welt, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war. Als bewaffnete Reiter ihren Vater töten und ihren Zwillingsbruder Lugh entführen, schwört sie, ihn zu finden. Sie macht sich auf den Weg durch Wüste und Berge nach Hopetown, wo nackter Terror herrscht. Saba wird brutal gefangen genommen und muss in einer Arena kämpfen, denn von ihrem Überleben hängt alles ab.

Meinung:

Saba lebt mit ihrem Vater und ihren beiden Geschwistern am Silverlake ein bescheidenes Leben. Und das ist auch gut so, denn die Welt da draußen ist schlecht und gefährlich, die Menschen sind schon lange nicht mehr so, wie sie einmal waren. Doch selbst am Silverlake bleibt ihre Familie nicht verschont, bewaffnete Reiter töten ihren Vater und entführen ihren geliebten Zwillingsbruder Lugh. Saba macht sich sofort auf den Weg, Lugh zu suchen und stürzt sich kopfüber in eine gnadenlose Welt, vor der sie sich nun nicht länger verstecken kann...

Es geht wohl den meisten Leuten so, die dieses Buch lesen: Schon nach der ersten Seite war ich ziemlich irritiert über den Schreibstil der Autorin. Saba, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, verschluckt die Vokale am Ende eines jeden Verbs und auch Anführungszeichen in den Dialogen sucht man vergebens. So bekommt man oft erst spät mit, dass hier gerade jemand etwas gesagt hat und es kein Gedanke von Saba war. Was das Verschlucken der Vokale betrifft, wollte Moira Young damit wohl die "einfach gestrickte" Art unterstreichen, die Saba´s Aufwachsen mit sich gebracht hat. Was keinesfalls bedeutet, dass sie dumm ist, bloß hat sie ihr Leben lang nur mit einer Hand voll Menschen zu tun gehabt und keine sozialen Kontakte erfahren. Auch   Saba´s Gedanken und somit die Schreibweise des gesamten Buches sind sehr geradlinig, man findet dort selten großartige Metaphern, eher kurze und knappe Sätze. Für mich hat die Autorin damit genau ins Schwarze getroffen und schon nach ein paar Kapiteln hat mich diese Besonderheit nicht mehr gestört, im Gegenteil, ich fand es sehr passend.

Am Anfang lernen wir erst einmal Saba und ihre Familie kennen. Ihren Vater, der nach ihrer Aussage den Tod seiner Frau nie richtig verkraftet hat und immer verrückter wird. Ihre kleine Schwester Emmi, die in Saba´s Augen nichts als ein nerviger Störenfried ist. Und natürlich Lugh, Saba´s ein und alles, ihr "Licht" und ihr großer Held. Die Liebe zu ihrem Bruder könnte man fast als ehrfürchtig und fanatisch bezeichnen und so reißt es Saba erst einmal den Boden unter den Füßen  weg, als er so plötzlich und brutal aus ihrem Leben gerissen wird. Sobald sie von ihrem Bruder (der laut Saba "immer vor gegangen ist und ich dahinter") getrennt ist, erwacht etwas in ihr, das sie vorher stets Lugh überlassen hat. Und so zögert sie keine Sekunde, ihrem Bruder ins Ungewisse zu folgen.

Und dieses Ungewisse hat es in sich. Die Geschichte spielt in der Zukunft, wann genau, wird nicht weiter erläutert. Die Umgebung wirkt allerdings eher mittelalterlich, moderne Technologien und Gegenstände sind den Menschen nicht bekannt. Das meiste wurde im Laufe der Zeit zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Autorin hat es mit einfachen Worten geschafft, dass ich mir immer ein genaues Bild der Handlungsorte machen konnte. Sowohl die erschreckende Weite der Wüste, die Saba durchqueren muss, als auch die erdrückende Enge ihres Gefängnisses, hatte ich deutlich vor Augen.
In dieser Zeit gibt es keine Zivilisation mehr und die Menschen sehen Käfigkämpfe als neue Form der Unterhaltung an. Auch Saba wird gefangen genommen und als Kämpferin eingesetzt. Sie stellt sich diesem Schicksal, denn egal, wie schlimm es um sie steht, sie verliert nie ihr Ziel aus den Augen: Ihren Bruder zu retten. Diese Mission lässt sie einiges durchstehen und man kann oft nicht anders, als sie für ihr Durchhaltevermögen zu bewundern, wo man selbst wohl schon längst aufgegeben hätte. 

Saba´s taffe Art lässt sie in mancher Situation herzlos erscheinen, besonders wenn es um ihre kleine Schwester Emmi geht, die man als Leser einfach ins Herz schließen muss. Mit der Zeit ändert sich Saba´s Einstellung jedoch und dieser Prozess war für mich absolut nachvollziehbar und für die Geschichte von großer Bedeutung.

Auch die Romantikerinnen unter uns kommen nicht zu kurz, denn trotz allem ist Saba eine junge Frau, die ihre Gefühle nicht ausblenden kann. Passend zu der Protagonistin ist diese Liebesgeschichte emotional aber kein bisschen schnulzig und somit genau nach meinem Geschmack.

Fazit:

"Dustlands-Die Entführung" ist ein packender Endzeitroman, spannend vom Anfang bis zum Ende. Trotz der erschreckenden Zukunftsvision von Moira Young stoßen wir hier nicht ausschließlich auf rohe Gewalt, sondern auch auf tiefe Gefühle, Freundschaft, Vertrauen und Liebe. Für mich eines meiner Bücherhighlights 2012 und absolut empfehlenswert. Fortsetung folgt leider erst 2013.




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