Montag, 17. September 2012

< Rezension > Das andere Kind







Seiten: 670
ISBN: 978-3-7645-0279-9
Verlag: Blanvalet
Preis: € (D) 24,95


Über den Autor:


Charlotte Link ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre raffinierten psychologischen Spannungsromane in bester englischer Erzähltradition sind internationale Bestseller. Allein in Deutschland begeisterten bereits über 15 Millionen verkaufte Bücher ihre Leserinnen und Leser. Ebenso erfolgreich wurden die TV-Verfilmungen, u. a. "Das Haus der Schwestern" und "Die Rosenzüchterin", ausgestrahlt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main.


Klappentext:


Eine alte Farm
im Norden Englands.

Eine einsame Landschaft.

Ein düsteres Geheimnis 
aus vergangener Zeit.

Mit tödlichen Folgen für die Gegenwart.


Meinung:


Sieben Menschen treffen sich im ländlichen Nordengland, um eine Verlobung zu feiern. Es kommt zu einem heftigen Streit und am nächsten Tag wird eine der Personen brutal ermordet aufgefunden. Dieser Mord ähnelt jenem, der sich vor drei Monaten an einer jungen Studentin in der Nachbarstadt ereignet hat. Auf den ersten Blick haben die beiden Opfer nichts gemeinsam und jeder der Verdächtigen scheint ein Alibi zu haben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn die Polizei tappt im Dunkeln und niemand weiß, wo der Mörder als nächstes zuschlägt. 

Krimis sind normalerweise nicht mein Lieblingsgenre. Aber als ich dieses 670 Seiten lange Buch in einem Buchladen als preiswertes Mängelexemplar gesehen habe, musste ich es einfach mit nehmen. Es ist mein erstes Buch von Charlotte Link und wird sicher nicht das Letzte gewesen sein. Aber von vorne...

Eine Besonderheit wird gleich am Anfang deutlich: Die Geschichte wird nicht, wie es bei den meisten Büchern der Fall ist, aus der Sicht eines einzelnen Protagonisten erzählt. Man erhält Einblicke in die Gedanken und Leben eines jeden Charakters, schön übersichtlich in nicht zu lange Kapitel unterteilt. Jede der Personen hat seine ganz eigenen Macken und Probleme, es gibt keine "glatten" Charaktere. Jeder geht auf seine Weise mit der Situation um und macht sich seine ganz eigenen Gedanken, genau so, wie es wohl auch im wahren Leben wäre.
Am Anfang hatte ich dadurch schon so meine Schwierigkeiten wieder in die Geschichte hinein zu finden, wenn ich das Buch mal einen Abend außer Acht gelassen hatte. Da ich mir Namen sowieso nur schwer merken kann, musste ich anfangs oft überlegen, wer das denn nochmal war , und welche Rolle er bisher gespielt hat... Nachdem ich die Personen aber jeden für sich besser kennen gelernt hatte, war auch das kein Problem mehr.

Zudem tauchen Schriftstücke auf, die ein 60 Jahre zurück liegendes, sehr düsteres Familiengeheimniss dokumentieren. Die Handlung springt also von der Gegenwart, in der es darum geht, die Morde aufzuklären, in die Vergangenheit, die mich persönlich sogar noch mehr gefesselt hat. Mehr als einmal war ich wirklich versucht, die Gegenwartskapitel zu überspringen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Vergangenheitsgeschichte weiter geht. Diese Geschichte glänzt nicht durch sein atemberaubendes Tempo oder übersprudelnde Emotionen. Trotzdem ist sie unglaublich spannend und bewegend, wohl auch deshalb, weil man sich durchaus vorstellen kann, dass so etwas tragisches zu Kriegszeiten wirklich möglich gewesen wäre.

Die Autorin lässt ihre Leser gerne mal einen Blick auf die zum Teil zerbrechliche Psyche ihrer Charaktere werfen. Als Leser stellt man sich dadurch oft Fragen wie: Was hätte ich getan? Hätte man weg gesehen oder gehandelt? Könnte man Menschen, die einem nahe stehen, eines Mordes verdächtigen? Oder würde man sogar versuchen, einen Freund zu schützen, auch, wenn man nicht von dessen Unschuld überzeugt ist?

Inspektor Valerie Almond versucht mit allen Mitteln, die Morde aufzuklären und nimmt dabei jeden Verdächtigen genau unter die Lupe. Doch immer, wenn ich das Gefühl hatte, ich hätte eine Ahnung, wer der Täter war, wurde das nächste Kapitel aus dessen Perspektive erzählt, und ich war überzeugt davon, dass er unschuldig ist. So bleibt es spannend bis zum Schluss, wobei ich das Ende etwas abgehackt fand. Zwei der wichtigsten Fragen blieben leider mehr oder weniger offen. Zwar kann man sich die Antworten denken, jedoch hätte die Autorin meiner Meinung nach noch ein wenig darauf eingehen können, anstatt die Dinge einfach so stehen zu lassen, damit sich die Leser ihren Teil denken können.

Fazit:

Ein spannender Krimi, mit zwei mehr oder weniger verflochtenen Geschichten, die sich letztendlich leider nicht gegenseitig so aufheben, wie ich es erwartet hätte. Sehr nah am Leben und deswegen umso erschreckender. Perfekt für verregnete Herbsttage und für Krimi-Anfänger.




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